Sergio Baamonde, der Autor des Artikels, hat einen Bachelor-Abschluss in Umweltbiologie. Seine Erfahrung, sein Studium und die Arbeit mit den Algen haben ihn dazu veranlasst – zusammen mit seinem Geschäftspartner Alberto Sanchez – das Projekt Mar de Ardora ins Leben zu rufen. Es ist ein Unternehmen, das sich ausschließlich der nachhaltigen Nutzung der Algen widmet, sich für eine begrenzte Produktion entschieden hat und nur saisonale Produkte sammelt. Hier geht es vor allem darum, die Meeresumwelt als Ganzes zu verstehen, in der die Algen eine Schlüsselrolle für das Gleichgewicht des Ökosystems spielen. Sergio hat sich 2018 dem Algamar-Team angeschlossen. Er erklärt hier, wie Algamar nachhaltig und verantwortungsbewusst erntet.
Seit 1996 belegt Algamar den ersten Platz unter den spanischen Unternehmen, die sich auf die Ernte und die Herstellung von getrockneten Algen spezialisiert haben. Hier geht es vor allem um die Ernährung des Menschen.
Algamar gilt als Synonym für bahnbrechende Unternehmen. Im Kern seines Geschäftes steht die Aufwertung von Algen: Sie werden berechtigterweise als eine Ressource mit hohem Nährwert betrachtet. In anderen Worten führt Algamar eine beständige, umfangreiche und signifikante Arbeit im Bereich der Algen durch.
Wissenschaftliche Tätigkeiten, Forschung und Entwicklung werden in Zusammenarbeit mit den wichtigsten galicischen Universitäten (UVigo, USC, UdC), mit der Universität Complutense Madrid und mit dem Consejo Superior de Investigaciones Científicas (Oberster Rat für wissenschaftliche Forschung Spaniens) – um nur einige davon zu nennen -kontinuierlich gepflegt.
Algamars Unternehmensphilosophie, Umweltpolitik und ökologisches Engagement kreisen um eine nachhaltige Methodik zum Sammeln von Algen. Diese Methodik wurde von unseren Technikern und Experten mit der Unterstützung von Wissenschaftlern entwickelt. Sie garantiert stetig den Respekt, die Erhaltung des Meeresökosystems und der Algen selbst. Die langfristige Möglichkeit, unsere Tätigkeit auszuüben, wird somit gewährleistet.
Wir sind uns bewusst, dass Meeresalgen eine natürliche Ressource mit außergewöhnlichen Eigenschaften aus ernährungsbezogener und organischer Sicht sind. Algen sind ebenfalls lebende Organismen, die wir auf einer gesunden und respektvollen Art und Weise ernten. Es ist reine Logik, unseren „Meeresgarten“ zu pflegen, zu schonen und zu erhalten: Aus ihm sammeln wir zu jeder Jahreszeit die besten Exemplare.
Bei der Ernte wenden wir Mechanismen an, die die Nachhaltigkeit, die Dichte der Algenbestände und den Erhalt folgender Algengenerationen sicherstellen und so die Unversehrtheit des Meeresökosystems garantieren.
Eine unserer grundlegenden Strategien besteht darin, das von Menschen durchgeführte manuelle Schneiden systematisch einzusetzen – und niemals mit der Mechanisierung des Ernten-Prozesses anzufangen. Mit Maschinen wäre es unter dem Gesichtspunkt der Rentabilität natürlich viel effektiver, dafür aber auch sehr aggressiv und wenig nachhaltig für die Algenpopulationen und für das marine Ökosystem im Allgemeinen!
Wir sammeln die unterschiedlichen Meeresalgen in ihrer jeweiligen optimalen Jahreszeit. Die optimale Saison entspricht den Monaten, wo die ernährungsphysiologischen, organischen Eigenschaften der Algen und ihre Beschaffenheit am besten sind. Unsere Taucher und Mitarbeiter sammeln und wählen in der Zeit die Algen einzeln von Hand aus. Mit einem Schneidewerkzeug, einer „Sichel“ oder einem Messer schneiden sie die Blätter oberhalb des Stiels ab, ohne dessen Basis zu beschädigen. Das ist die einzige Möglichkeit, die zulässt, dass die Algen ihren Zyklus abschließen und unversehrt weiter wachsen. Es ist, „als ob wir eine Frucht von einem Baum pflücken würden“.
Uns ist es wichtig, den Bestand unserer „Meeresgärten“ fortwährend zu kontrollieren. Die Algenpopulationen werden also überwacht und bio-monitoriert. Aus unserer Sicht und nach unseren Studien zeichnet sich diese Methode als die praktikabelste und nachhaltigste Alternative aus. Seit 1996 arbeiten wir jedes Jahr an denselben Algenwiesen, ohne signifikante Veränderungen in ihrer Dichte zu beobachten.
Beweise und Aufzeichnungen über die Algenernte in anderen Gebieten der Welt bestätigen, dass der Einsatz der manuellen Methodik gegenüber der Mechanisierung desselben Prozesses, sowohl für die Algen selbst als auch für das Meeresökosystem im Allgemeinen viel weniger aggressiv ist.
In der Arbeit „Sustainable harvesting of wild seaweed resources“ (European Journal of Phycology, 2017) von Michéal Mac Monagail et al. werden einige Fälle von mechanischer Algenernte vorgestellt, die in einer Reihe von Ländern wie Kanada, Island, Norwegen, Frankreich (Bretagne) und die USA (Maine) durchgeführt wurden.
Es gibt mehrere Erntemaschinen, wie z.B. in Norwegen, wo 1969 das erste auf mechanisierte Algenernte spezialisierte Boot gebaut wurde. Es kann in flachen Gewässern (>2 Meter) mittels Zug- und Saugmechanismen arbeiten. Ein anderes, sehr ähnliches Boot ist der so genannte französische Scoubidou. Es sind Boote, die seit 1974 eingesetzt werden. Bei denen kommt eine Art Haken zum Einsatz, das mit Hilfe eines drehenden Rotors die Laminariales-Populationen von dem Substrat entfernt, das dann an Bord geschleppt werden soll.
Diese mechanisierten Methoden ermöglichen, 50 bis 150 Tonnen Algen pro Tag zu ernten. Zum Vergleich erntet ein Sammler zu Fuß durchschnittlich 50 bis 100 kg oder ein Taucher, der mit einem Handgerät und nach dem selektiven Schneiden arbeitet, circa 200 bis 300 kg.
Damals bei dem mechanisierten Verfahren war die Ressource so erschöpft, dass die Sammlungen anfangs rotiert wurden und der Algenbestand erst vier Jahre danach wieder genutzt werden konnte. In Norwegen stellte Per Svendsen von der Universität Bergen in seinen wissenschaftlichen Studien aus dem Jahr 1972 fest, dass dieser Zeitraum von vier Jahren für die Erholung der Algenbestände nicht ausreichte. Er empfahl, die Rotationsperiode auf fünf Jahre zu verlängern, um die gleiche Population wieder ernten zu können.
In Kanada zum Beispiel wurden Schleppnetze, Rodungen und Saugboote 1994 aufgrund nicht nachhaltiger Nutzung und Zerstörung des Ökosystems eingestellt. Sie wurden dann durch Schneidemethoden ersetzt, bei denen die Algen überleben und wieder wachsen konnten.
In seinem Aufsatz „La flotille goémonière et l’exploitation du champ de laminaires sur les côtes bretonnes – Essai de synthèse“ (IFREMER, 1997) zeigt Pierre Arzel klar und deutlich die Hinweise auf die Nichtnachhaltigkeit der Nutzung der Laminariales-Felder in der Bretagne, die durch die Mechanisierung mit Scoubidous entsteht, deren Betriebsverhalten der eigenen Flotte sich ungeeignet entwickelt und Fänge von fortschreitenden Formen steigert. Arzel betont, dass die Algenproduktion angesichts dieses Erntedrucks unzureichend ist. Er wirft interessante Fragen auf und macht Vorschläge bezüglich der Erntemethodik. Der Schlüssel könnte in der Analyse der derzeit verwendeten Werkzeuge und ihrer Auswirkungen auf dem Meeresboden liegen. Er empfiehlt den nachhaltigen „Schnitt“ als „guten Wegweiser“.
Ebenfalls in der Arbeit „Seaweed industry in France“, Meeresalgenindustrie in Frankreich (Agrocampus Ouest, 2012) von Lucile Mesnildrey et al. wird beobachtet, dass Algenpopulationen, die der mechanisierten Nutzung durch Scoubidous unterworfen sind, bis zu vier Jahre brauchen, um sich zu regenerieren. Die Makrofauna und Flora, die mit Arten verbunden sind, obwohl sie nicht direkt der mechanisierten Nutzung unterworfen sind, erholen sich auch nicht.
Dagegen haben die Algenpopulationen, die dem selektiven manuellen Schneiden bei den kontinuierlichen jährlichen Sammlungen der letzten 20 Jahre unterzogen wurden, keine Variationen oder Veränderungen gezeigt. Es kann wortwörtlich schlussgefolgert werden, dass „es in diesem Fall keine Auswirkungen auf das Ökosystem gibt, da die Algamars Sammler die Algen mit Messern und Sicheln oberhalb der begrenzten Größe schneiden. Und dass genau das erlaubt den Algen, wieder zu wachsen“.
Unternehmen wie das unsere in Galicien sind fast einzigartig. Wir treten bei der Bewirtschaftung von Algenpopulationen stets entschieden für die Erhaltung der Meeresumwelt ein. Wir lehnen ganz klar die Einführung mechanischer Erntetechniken ab. Wir betrachten sie als nicht kompatibel mit den Erhaltungs- oder Nachhaltigkeitskriterien, die von Umweltschutzvorgaben wie dem Red Natura-2000 angesetzt werden.
Wir bei Algamar sind deswegen stolz auf unsere Philosophie und Umweltaktivität. Wir bevorzugen nachhaltige Nutzung und Sorgfalt dessen, was uns definitiv am Herzen liegt: nämlich Algen und das Meeresökosystem!
Bibliografie.
Arzel, Pierre (1997). La flotille goémonière et l’exploitation du champ de laminaires sur les côtes bretonnes – Essai de synthèse, Ifremer.
Mac Monagail, Michéal; Lynn Cornish, Liam Morrison, Rita Araújo & Alan.
T. Critchley (2017). Sustainable harvesting of wild seaweed resources. European Journal of Phycology, 52:4, 371-390.
MESNILDREY Lucile, JACOB Céline, FRANGOUDES Katia, REUNAVOT Mélanie, LESUEUR Marie (2012). Seaweed industry in France. Report. Interreg-Programm NETALGAE. Les publications du Pôle halieutique AGROCAMPUS OUEST Nr. 9, 34 S.